Victoria Beckham, Gwenyth Paltrow und Kim Kardashian schwören neuerdings auf Edelsteine – und sogar bei BIOMAZING sind sie nun gelandet, in Form von Face Rollern zur Gesichtsmassage und Lymphdrainage. In den letzten Jahren wurden Edelsteine modern und trendy, weltweite Umsätze belaufen sich auf über mehrere Milliarden Dollar.
Doch wie verhält es sich mit der Gewinnung und der Ethik von Rohedelsteinen?
Vor Millionen Jahren kühlte flüssige Mineralienmasse im Inneren der Erde zunehmend ab und erhärtete sich – so entstanden Edelsteine in den verschiedensten Zusammensetzungen, abhängig von dem Ort, an dem sie sich befinden und den Mineralien, die eingeschlossen wurden. Jede Edelsteinader ist einzigartig.
Edelsteine sind also ein natürliches Mineral – was kann daran schlecht sein? Die große Unbekannte liegt in der Gewinnung und hat eigentlich gar nichts mit den gewonnenen Edelsteinen selbst zu tun. Doch der Reihe nach:
*persönliche Anmerkung: Dieser Artikel ist aus dem Bedürfnis heraus entstanden einen Teil meiner Erfahrungen rund um den ethischen Kauf von Edelsteinen zu teilen. Es brennt mir auf der Zunge noch mehr Aspekte zu teilen, doch würde das leider den Rahmen sprengen – wer mehr wissen möchte, kann mir gerne schreiben. Das Thema ist eines das mir sehr am Herzen liegt und die Aufklärung rund um die Gewinnung wird hoffentlich schon bald immer mehr hinterfragt werden. Ich wünsche es mir!
Das Geschäft mit dem Stein
Die Stein-Branche ist bekannt dafür, besonders undurchsichtig zu sein. Woher ein Stein kommt und wie viele Hände er gewechselt hat, ist fast unmöglich nachzuvollziehen, schon alleine deshalb, weil die vielen Zwischenhändler es selbst schlicht nicht wissen. Edelsteine sind eine nicht erneuerbare Ressource, und die oftmals nicht eruierbaren Arbeitsbedingungen rund um die Gewinnung sind als oft unethisch bekannt: Kinderarbeit, gefährliche Arbeitsbedingungen und gänzlich unkontrollierte Arbeitsstätten sind häufiger der Fall als nicht. Noch dazu ist der Abbau von Rohedelsteinen wie Jade und Rosenquarz unreguliert – was die Tür für noch mehr Missbrauch öffnet.
Internationale NGOs haben das Geschäft mit den Edelsteinen schon lange am Radar und warnen zB. vor Mineralien aus Myanmar und dem Kongo, aufgrund von schweren Verletzungen gegen die Menschenrechte und die Umwelt. Auch der Handel mit Afghanistan ist mehr als bedenklich: Es wird vermutet, dass Taliban-Organisationen jährlich ca. 20 Millionen Dollar durch den Verkauf von Halbedelsteinen verdienen.
Das Problem ist größer
Doch diese Information ist nur die halbe Wahrheit. Denn was die Sache noch schwerer macht: die Gewinnung der Rohsteine ist nicht das eigentliche Problem. Die Minen, aus denen die meisten der Steine stammen, stoßen nur per Zufall auf die Edelsteine. Das eigentliche Geschäft – und damit die Ursache für den Raubbau an Erde und Mensch – ist die Gewinnung von Kobalt, Kupfer, Gold, Kohle und Aluminium: unverzichtbare Rohstoffe für unsere moderne Welt. Handys, Bildschirme, Computer uvm. können nur damit produziert werden, und der Raubbau an unserer Erde nimmt haarsträubende Ausmaße an.
Nur die wenigsten Anbieter von Steinen oder Produkten mit gemienten Rohedelsteinen sprechen über die Herkunft ihrer Steine, und noch seltener wird über die Auswirkungen der Gewinnung gesprochen. Oft, weil die Händler selbst nicht genug wissen, oder sie sich der Problematik gar nicht bewusst sind. Dabei lautet der Grundsatz: wenn etwas billig und in großen Mengen verfügbar ist, stammen die Steine vermutlich aus einer großen Miene eines Unternehmens, das auf der Suche nach wertvolle(re)n Bodenschätzen darauf gestoßen ist. Und noch ein Element erschwert die Sache: Nicht einmal an der Börse gehandelte Unternehmen müssen Nebenprodukte ihrer Minen angeben – damit bleibt die Menge der gehandelten Rohmineralien komplett im Schwarzen.
Die meisten Händler kaufen Rohmaterial von einem der unzähligen Zwischenhändler. Das ist schneller, einfacher, und bedarf keiner besonderen Expertise. Allerdings haben sie dadurch oft schlicht keinen Zugang zu verlässlichen Informationen über die Herkunft und Gewinnung der Steine; die verfügbare Information ist noch dazu komplett unüberprüfbar.
Wer stattdessen direkt von der Miene oder zumindest von den Lieferanten, welche die Steinblöcke schneiden und polieren, kauft, hat zwar mehr Aufwand und muss über Expertise verfügen, hat damit aber auch Einblick in die Herkunft der Steine und damit die Wahl, ob man Minen mit unethischen Praktiken unterstützen möchte oder eben nicht.
Was kann man als Konsument tun?
Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Welcher Händler wird einem offen sagen, dass er keine Ahnung hat woher das Rohmaterial stammt, wo und wie es verarbeitet wurde; oder noch schlimmer, dass es sich um günstiges und damit fast mit Sicherheit um unethisch gewonnenen Stein handelt? Dabei wissen wir nun, dass die Schuld kaum die Händler trifft, sondern eine ganze Branche, die davon lebt möglichst undurchsichtig zu sein um im Dunklen zu operieren, solange es noch geht.
Was ich aber weiß ist, was man als Hersteller und direkter Einkäufer von Rohmaterial machen kann: Man reist an den Ort, an dem der Stein abgebaut wird um die Miene zu besuchen und die Arbeitsbedingungen und die Auswirkungen auf die Umwelt zu sehen. Dann reist man an jenen Ort, an dem die Steinblöcke gespalten und weiterverarbeitet werden. Und dann übernimmt man die Verantwortung für die Weiterverarbeitung der Steine: Wie werden die Steine geschliffen und bearbeitet? Wer führt diese Arbeiten aus und unter welchen Bedingungen?
So aufwendig und kostenintensiv das klingen mag, so selbstverständlich sollte genau dieses Vorgehen aus meiner Sicht auch sein. Oder würden wir besten Gewissens frisch gebackenes Brot kaufen, wenn wir wüssten, dass unser Bäcker keine Ahnung über Herkunft und Qualität des Mehls hat, und dieses zu 99% aus dubiosen Quellen stammt? Das kommt uns geradezu absurd vor, und doch akzeptieren wir genau das bei «exotischeren» Produkten und lassen uns stattdessen von eleganter Optik und schönem Packaging verführen.
Die gute Nachricht zum Schluss
In der Branche bewegt sich bereits einiges, und so wie es bereits internationale Standards für konfliktfreie Diamanten gibt, ist das selbe auch für Halbedelsteine wie Jade, Rosenquarz, Turmalin ua. möglich. NGOs und Konsumentenschutzgruppen setzen sich international für die Entwicklung von ethischen Standards und weiteren Bedingungen ein, die die Grundlage für den Kauf und Verkauf von Halbedelsteinen bilden sollen.
Dabei haben wir die Macht schon jetzt selbst in der Hand: Wir wählen mit unseren Aktionen und in diesem Fall konkret mit unserer Geldbörse.