100% BIO – Ein unmögliches Ziel?

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Biologische Produkte und natürliche Varianten konventioneller Produkte ist einer der grössten Trends der letzten Jahre. In jedem Supermarkt werden Produkte in Bio- und “natürlichen” Formulierungen angeboten. Diese Vielfalt ist lobenswert, aber schon beim Einkaufen für das nächste Frühstück merkt man: Wann ist es genug? Wo zieht man die Grenze, was ist notwendig, wo hört die Qualitätssteigerung auf und wo beginnt Marketing?

Je mehr man sich in das Bio-Thema einliest und je mehr man lernt, umso wichtiger wird es einem die richtige Wahl zu treffen, bestimmte Inhaltsstoffe zu vermeiden und verschiedene nachhaltig arbeitende Unternehmen zu unterstützen. Das Problem aber ist: Es ist unmöglich bestimmte Stoffe und sogar unternehmen komplett zu meiden. Jeden Tag ist man von Plastikgriffen, Wandfarbe, Raumdüften und vielem mehr umgeben, das potentiell oder sogar erwiesenermassen giftig für uns ist. Unmöglich? Leider nicht. Es gibt also eine grosse Anzahl an Giftstoffquellen, die einfach nicht vermieden werden können.

Warum Bio? 

Wenn das der Fall ist, wieso macht man sich überhaupt die Mühe? Die gefährlichen und gesundheitsschädlichen Kurz- oder Langzeitfolgen vieler Inhaltsstoffe und Chemikalien ist erwiesen. Dabei ist es jedoch unter anderem auch entscheidend, in welhcer Konzentration sich ein Stoff oder eine Kombination von Giftstoffen in unserem Körper akkumuliert. Das ist der Grund dafür, dass man selbst dann, wenn man nicht alle Giftstoffe vermeiden kann, zumindest jene vermeidet, die kontrollierbar sind und so das Ausmass der Belastung für den Körper soweit als möglich vermindert. Ein Beispiel: Es ist besser einmal im Monat eine Packung Chips zu geniessen, als jeden Tag einen Cheeseburger zu essen.

Schnell sieht man, dass es hier nicht nur um Themen der Körperpflege und der Ernährung geht. Vielmehr berührt dieses Thema alle Lebensbereiche.dgg

Essen und Körperpflege 

Alles, das direkt in den Körper gelangt, soll möglichst rein und gesund sein. Das ist vielen klar, denn Essen ist ein Vorgang den wir sehen können. Wer würden schon gerne freiwillig ein Stück Kreide essen?

Aber nicht nur Essen gelangt in unseren Körper, auch Körperpflegeprodukte werden durch die Haut absorbiert und Duftstoffe davon eingeatmet. Eine Vielzahl an Giftstoffen kann so direkt in die Blutbahn gelangen. Zum Glück können wir uns für Bio-Lebensmittel und Bio-Körperpflegeprodukte entscheiden. Einfach, oder?

Leider ist es nicht ganz so einfach. Komplizierter wird es bereits dann, wenn man die gesundheitlichen und ökologischen Folgen der eigenen Ernährung überdenkt. Ernährt man sich alles essend, vegetarisch oder vegan? Und trifft man diese Entscheidung aus Gesundheitsgründen, aus Besorgnis über das Ökosystem oder die Tierhaltung, oder aus Bedenken gegenüber der Lebensmittelindustrie, oder was das Wohlergehen der Tiere oder Arbeiter in der Lebensmittelindustrie betrifft? Allergien, Unverträglichkeiten und zB. Reisen schränken die Entscheidungsfreiheit weiter ein. Die Wahl sich vegetarisch, vegan, gluten- oder laktosefrei zu ernähren ist eine höchstpersönliche. Ein erster Schritt ist es, sich zu informieren: Wie werden Lebensmittel angebaut, wie verläuft der Verarbeitungsprozess, wie gelangt das Produkt bis in unsere Küche? Welche Ressourcen werden dabei benötigt? Welche sozial-ökonomischen Folgen hat das Kultivieren?

Wer zu Bio-Produkten greift kann zumindest einen Teil der schädlichen Düngemittel vermeiden und kauft oftmals auch regionale Produkte. Auch kann man so vermeiden genmanipulierte Produkte zu kaufen.

Green Lifestyle  

Von Kosmetik und Ernährung ist es nur noch ein Katzensprung zu der Frage, ob auch Kleidung und Lifestyleartikel Bio|vegan|fairtrade sein sollen. Grüne oder ge-greenwash-te Lifestyleartikel boomen und mittlerweile gleiten sogar Hollywood Stars in Öko-Roben über den roten Teppich. Ob hin und wieder oder aus Überzeugung, wir finden es ein tolles Zeichen, wenn jemand darauf aufmerksam macht, dass man gerade mit solchen Objekten die man eher aus Vergnügen denn aus Notwendigkeit kauft sorgsam wählt und ein Zeichen setzt. Und wenn man dabei auch noch die Giftstoffbelastung für den Körper und die Umwelt reduzieren kann, umso besser!

nk

Die unendliche Geschichte: Der Haushalt

Man ernährt sich also mit regionalen Bio-Produkten, vorzugsweise vegan, pflegt sich mit reinen Ölen und Bio-Produkten und kauft Bio-Fair-Trade Baumwollhemden – um sie dann mit hochgiftigem Waschmittel zu waschen? Oder wir benutzen Buntglas und Plastikbehälter in der Küche? Die moderne Obsession mit Reinlichkeit und Design hat viele Giftstoffe in unseren Alltag gebracht, die wir jeden Tag berühren, die in unsere Lebensmittel sickern oder verdampfen und schliesslich eingeatmet werden.

Die Umstellung des Haushalts wirft aber wieder neue Fragen auf: Was macht man mit alten Putzmitteln und Geschirr, wirft man sie einfach weg und belastet damit die Erde? Behält man sie und setzt sich den Giftstoffen aus? Kann man sie guten Gewissens jemandem geben, der sie benutzen möchte? Und vor allem: Wo ist Schluss, wann zieht man die Grenze?

Hintergründe – nicht einer, sondern viele 

Worum geht es bei der Entscheidung “Bio oder nicht” eigentlich, aufgrund welcher Umstände entscheidet man sein Leben umzustellen? Die Gesundheit steht dabei oft an erster Stelle. Wenn wir wissen, dass ein Giftstoff uns und unserer Familie schadet, wollen wir ihn wann immer möglich meiden. Gut so!

Aber wie wichtig sind jedem einzelnen die Folgen für die Um- und Tierwelt? Lebensmitteltransporte innerhalb Europas und sogar zwischen Kontinenten, das Überfischen der Meere, das Essen vom Aussterben bedrohter Tierarten und das Herstellen biologisch nicht abbaubarer Stoffe belasten die Erde und das Gewissen.

Viele Unternehmen stellen sich daher die Frage: Gibt es einen für die Umwelt zu 100% unproblematischen Lifestyle überhaupt? Kann man eine klima- und auswirkungsneutrale Produktion leiten? Die tolle Antwort ist: Man kann, wenn man kreativ und motiviert ist. Immer mehr Unternehmen gleichen die Belastungen an der Erde mit sozialen – und Umweltprojekten aus, und helfen damit der Umwelt, ihren Mitarbeitern, sich selbst und schlussendlich uns allen indem sie Ressourcen nicht nur “nehmen”, sondern auch der Erde zurückgeben.

Eine weitere Kategorie ist das Wählen von Fairtrade-Produkten. Hier haben wir es erstmals ein wenig leichter: Die allermeisten Bio-Produkte sind automatisch fair, stammen aus der Region oder zumindest aus der mittelbaren Nähe und werden nur in besonderen Ausnahmefällen an Tieren getestet oder schaden der Umwelt auf andere Art. Ausserdem gibt es deutlich sichtbare Fairtrade-Siegel. Wer die Wahl hat, hat eben manchmal auch die Verantwortung. Wer zu Bio greift, greift in den allermeisten Fällen auch zu Fairtrade. Und wenn es zB. Schokolade oder Tee mit dem Fairtrade-Siegel gibt steht doch zumindest nichts dagegen, diese Variante einmal zu kosten!


Unsere Verantwortung

Die Geschehnisse um uns herum, der Umgang mit den natürlichen Ressourcen und die zahlreichen Studien zu Auswirkungen von Giftstoffen auf unseren Körper machen deutlich, dass wir uns jener Verantwortung, die wir bei jedem Einkauf haben, nicht mehr entziehen können. Es ist nicht mehr nur Aufgabe des Staates oder der Unternehmer, sondern jedes Einzelnen. Schlussendlich ist es eine Frage des (Ge-)Wissens und auch der persönlichen Lebensführung. Nicht jeder kann sein komplettes Leben ändern, und es ist auch nicht Sinn der Sache sich komplett zu unterjochen. Wir wollen leben und geniessen! Und das kann man am Besten, wenn man bewusste Einkaufsentscheidungen trifft. Wer sich schuldig fühlt, wenn er einen Plastiksack benutzen muss, geht wohl einen Schritt zu weit. Mit dem nötigen Wissen hat man die Freiheit sich zu entscheiden. Wir entscheiden für unsere Gesundheit und wenn immer möglich für Bio.

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